12 septembre 2013

U-Bahn-Gespräche #1

Ich bin immer wieder aufs Neue begeistert vom gut ausgebauten, vergleichsweise preiswerten Frankfurter ÖPNV-Netz. Busse und Straßenbahnen, S- und U-Bahnen fahren schnell, in gutem Takt und die lokale Nahverkehrsgesellschaft schafft es sogar im Winter, Gleise und Oberleitungen vom Eis zu befreien! Gerade zu Beginn des Herbstes werden die Wagen jedoch wieder voller, die Gerüche intensiver und die Fahrten daher unangenehmer. Versüßt werden sie lediglich von dem einen oder anderen Gespräch, dass man zwangsweise verfolgen muss oder sogar in selbiges involviert wird.

Seit meinem Umzug fahre ich länger und öfter U-Bahn. Die neue Wohnung liegt "weiter draußen", sodass der faule Mensch an sich, sein Fahrrad mehr und mehr zu Hause stehen lässt. Da auf einem Vier-Sitzer in den neueren Wagen sogar vier Menschen Platz haben (wer die alten Wagen der U5 kennt, weiß wovon ich spreche), lauscht man zunehmend den Gesprächen der Mitfahrenden. Klar, normalerweise habe ich Kopfhörer auf und höre Musik, aber erstens soll man die ja nicht so laut aufdrehen (schlecht für die Ohren!) und zweitens bin ich schlicht und ergreifend neugierig. Je leiser die Musik, desto besser versteht man die Gespräche. Und da ich die Kopfhörer ja weiterhin trage, bekommt sogar niemand mit, dass ich weniger der Musik lausche als den vermeintlich interessanten Gesprächsinhalten der 1-3 Mit-auf-dem-Vierersitz-Sitzenden (ja, Headsets legitimieren es heute sogar, Selbstgespräche zu führen). 

Manchmal wird man auch selbst mit der Aufmerksamkeit seiner Mitfahrenden beschenkt. Ungewöhnliche Situation, bleibt doch der Deutsche an sich lieber anonym. Dabei schrecken dann nicht mal die Kopfhörer ab, die ich trage. Hallo? Ich hör doch hier wohl offensichtlich Musik! Manche Menschen kennen keine Scheu. Und so wurde ich Teil des folgenden Gesprächs: 

Gespräch#1 in der U-Bahn (aktive Beteiligung):

- Frau 1: Entschuldigung, ich habe eine Frage zu Ihrem Rucksack.
- Ich: Okay... 
- Frau 1: Der ist von Reuters, oder?
- Ich: Von Deuter.
- Frau 1: Ja, soll eine ganz gute Marke sein. (zu ihrer Begleiterin): Gabi, vielleicht solltest du doch nochmal über Reuters nachdenken. 
- Frau 2: Was hat der gekostet?
- Ich: Weiß ich nicht mehr genau, ich glaube, so 80 Euro.
- Frau 1: Und hat es sich gelohnt?
- Ich: Ja, ich bin sehr zufrieden.
- Frau 1: Und wieviel Liter hat der?
- Ich: Moment mal, das müsste hier stehen.... 26 Liter.
- Frau 1: Und reicht das aus?
- Ich: Für meine Bedürfnisse schon.
- Frau 1: Und Regenschutz hat er auch?
- Ich: Ja, hier unten.
- Frau 1: Also Gabi, ich denke, der wär was für dich.
- Frau 2: Ich informier mich nochmal.
- Frau 1: Und was transportieren Sie damit so?
- Ich: Meistens meinen Laptop und ein paar Bücher, wenn ich in die Uni-Bibliothek fahre. 
- Frau 1: Ach und zum Verreisen ist der zu klein? Gabi, dann ist der vielleicht doch nichts für dich.
- Ich: Kommt drauf an. Wenn man nur übers Wochenende wegfährt, dann reicht der schon.

(längere Pause)
 
- Frau 1: Und wieviele T-Shirts bekommen Sie da rein?
- Ich: ... keine Ahnung. 
- Frau 1: Nicht sehr viele, oder? Wenn man dann noch einen Pullover mitnehmen möchte. 
- Ich: Übers Wochenende nehm ich nicht soviel mit. 
- Frau 1: Aha. 

Gabis Freundin, Gabi und ich schwiegen uns die nächsten 2 Minuten an. An der nächsten Station stieg ich aus, wünschte den Damen einen schönen Abend und rief bei Reuters an, um mich als Verkäufer zu bewerben.

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