12 septembre 2014

U-Bahn-Gespräche #6

Im Sommer und noch dazu mit neuem Fahrrad gibt es nur wenige Gründe, den ÖPNV zu benutzen - außer: es regnet draußen "Katzen und Hunde". Skurrile Gespräche wecken dann allerdings doch die Erinnerung, dass es in der U-Bahn mitunter ganz witzig zugehen kann.   
 

Die Sommerferien sind vorbei. Es wird wieder voller und hektischer auf den Straßen. Wenn die wandelnden Ranzen nicht gerade mit dem Helikopter zur Schule gebracht werden, verstopfen sie die eh schon hoffnungslos überfüllten U-Bahnen. Die schiere Masse sorgt nicht nur für viel zu engen Körperkontakt mit Personen, denen man sonst nicht mal im Mickey-Mouse-Kostüm die Hand schütteln würde, sondern auch für indirekte und direkte Teilnahme an fremden Gesprächen. Will man das? ... ja.  

Gespräch#6 in der U-Bahn (passiv):
 
- A: Ist die behindert oder was?
- B: Ja meine Mutter dreht auch voll am Rad.
- A: Ey, die so: "du machst schon wieder nix für die Schule. Wie letztes Jahr" ... In der ersten Woche oder was? Die spinnt doch.
- B: Als ob wir da was auf hätten.
- A: Ich hab ihr gesagt, ich streng mich dieses Jahr mehr an. Und die kackt mich gleich.
- B: In der ersten Woche oder was?
- A: Ja, als ob da irgendwas wäre.
- B: Ja, meine Mutter auch so "mach Hausaufgaben!", ich so "wir haben keine auf" und die glaubt mir nicht.
- A: In der ersten Woche ey.
- B: Die checkt das nicht.
- A: Ja, die wollt mich gestern nicht mal rauslassen. Dabei bin ich extra hoch, damit sie sieht, mit wem ich unterwegs bin.
- B: Alles wegen Schule oder was?
- A: Ja, dabei haben wir nix auf. Ist doch erste Woche.
- B: Die checkt das einfach nicht.
- A: Aber ich will mich echt mehr anstrengen dieses Jahr. Aber noch nicht erste Woche.
- B: Da haben wir doch eh nix auf.
 
(Längere Pause. Vermutlich stellen beide gerade fest, dass ein nochmaliges Wiederholen der immer selben Sätze das Gespräch nicht weiterführen würde. Andernfalls hätte ich sie darauf hingewiesen. Folgendes Ende des herzergreifenden Dialogs könnte man ihnen aber auch nicht besser in den Mund legen.)

- B: Wir müssen raus, Holzhausenstraße.
- A: Boah, kein Bock auf Schule. Ist voll viel dieses Jahr.
- B: Ich auch nicht.
 
Die Banalität des Alltags. Schön. Aber irgendwie doch lieber Fahrrad.