18 janvier 2014

"Hände klatschen" oder: Wie ich einmal an einem Sushi-Kurs teilnahm

Ich geh ja jetzt stark auf die 30 zu und da dürfen selbstverständlich dem Alter entsprechende Wochenend-Aktivitäten nicht fehlen. Tanzen gehen und die Nacht durchmachen war gestern, heute heißt es Sushi-Kurs. 

Der Sushi-Kurs war ein Geschenk aus der Kategorie Gutschein, also diese Art von Geschenken, die einem einfällt, wenn man sonst keine Ideen hat, in der Hoffnung, dass der Beschenkte diesen sowieso nicht einlösen wird. Nein, kleiner Scherz, in diesem Fall haben sich die Schenkenden wirklich Gedanken gemacht, wussten sie doch um meine Liebe für Sushi und das gelegentliche Sushi-selbst-Zubereiten. So habe ich also im Januar 2014 den Gutschein aus dem Jahr 2012 schließlich doch noch eingelöst.

Trotzdem macht man sich im Vorfeld so seine Gedanken. Wer nimmt denn sonst an solchen Kursen teil? Sind es die gleichen Leute, die beim Aufguss in der Sauna immer die besonders witzigen Sprüche raushauen? Oder die älteren Herren, die sich im Hochsommer für den Museumsbesuch einen Schal umwerfen und darüber rätseln, in welchem Winkel der Maler den Pinsel aufgesetzt hat? Mein Tipp: Mitfünfziger Singles. Here we go! 


Vor Ort erwarteten mich dann zwei Pärchen. Eines ging gerade auf die 30 zu und hat den Kurs bestimmt in Form eines Gutscheins geschenkt bekommen. Also jene Art von Geschenken... Nennen wir sie Susi und Alex. Das andere Pärchen, Ralf und Doris, ist sonst samstags wahrscheinlich auf dem Golfplatz unterwegs. Und suuuuper entspannt. Ralf hatte sich sogar am Morgen mal nicht rasiert, wie Doris uns erzählte. Dann war da noch Sabine, richtig, Mitte 50 und Single. Und schon konnte es losgehen. 

Der sympathische Sushi-Koch führte uns in die Küche und in die Grundregeln des Sushi-Zubereitens ein. Die beiden Pärchen bildeten jeweils Teams, ich wurde allerdings - wie schon früher im Sport-Unterricht - zuletzt gewählt und durfte mit Sabine arbeiten. Bevor wir irgendwas anfassen durften, mussten wir erstmal "Hände klatschen", also die Hände befeuchten und das Wasser gut verteilen. Das wurde selbstverständlich zum Running Gag. So lernten wir verschiedene Formen von Temaki, Maki, Nigiri oder Chirashi-Sushi kennen und ich Sabines hilfreiche Kommentare schätzen, ohne die ich sicher nicht in der Lage gewesen wäre, den Reis vom Algenblatt zu unterscheiden. Nur Susi hatte ein noch größeres Problem: sie mochte keinen Fisch. Warum man dann zu einem Sushi-Kurs geht, bleibt ihr Geheimnis, aber zum Glück gab es ja noch jede Menge Gemüse-Sorten, die Eingang in die eine oder andere Sushi-Rolle finden sollten. Dumm nur, dass sie auch keine Avocado mochte und Sesam sowieso nicht. Alex war das sichtlich peinlich. Nur Ralf und Doris waren die ganze Zeit suuuper entspannt.



Drei Stunden später durften wir alle produzierten Sushi-Teilchen mit nach Hause nehmen. Sabine nahm besonders viel Wasabi mit, denn sie ist "eher so die Scharfe, nicht?" ...... Ja. Meerrettich schmeckt mir auch, antwortete ich. Um nicht missverstanden zu werden, es hat echt Spaß gemacht. Nur ist mein Sushi-Bedarf ob der drei Kilo Reis im Magen für die nächste Zeit erstmal gedeckt. Vielleicht geh ich bis dahin mit Sabine in die Sauna. Oder mit Ralf und Doris auf den Golfplatz. Oder was man sonst am Wochenende so macht.