24 mai 2013

Wie man in Frankfurt eine Wohnung findet, Teil 3.

Verrückt ist, wer im Oktober in Frankfurt/Main eine Wohnung sucht. So dachte ich. Wenn man hingegen bereits in FFM wohnt, wird es viel leichter sein, eine Wohnung zu finden. So dachte ich. Heute weiß ich: Verrückt ist, wer überhaupt eine Wohnung in FFM sucht. 

Okay - wir haben die Wohnung "freiwillig" gekündigt. (Wer wissen will, was freiwillig bedeutet, kann hier nachlesen). Der große Unterschied zu meiner Wohnungssuche vor anderthalb Jahren ("Der Schwächste fliegt") war, dass ich gemeinsam mit der aktuellen WG etwas finden wollte. Also quasi den Inhalt behalten und nur die Hülle ändern. Das gestaltete sich - welch Überraschung - schwerer als gedacht. 

Der Wohnungsmarkt in Frankfurt ist derart angespannt, dass der gemeine Student im Grunde keine Chance hat. Die Vermieter wählen nach Belieben ihre Mieter aus und am Ende entscheiden die harten Fakten: Money, Money, Money. Mieterselbstauskunft, die letzten drei Gehaltsnachweise, eine Bürgschaft der Eltern und der persönliche Schufa-Eintrag sind dabei Grundvoraussetzung, um überhaupt zu einer Wohnungsbesichtigung eingeladen zu werden.

Gern gesehen sind hingegen junge Paare, wobei der Kinderwunsch möglichst noch lange ein Wunsch bleiben sollte. Dass Pärchen sich mitunter trennen, ist dabei irrelevant, Hauptsache keine WGs und schon gar kein Studenten-Pack. 

So erlebten wir eine herbe Enttäuschung nach der anderen. Der urspüngliche Plan, zu dritt zusammenzuziehen, erwies sich schnell als Utopie, denn 3-Zimmer-Wohnungen finden sich so gut wie gar keine auf dem Markt. Doch selbst 2-Zimmer-Wohnungen erwiesen sich als schwieriges Terrain. Die typische Ochsentour: die Vormieter schauen sich verschiedene Interessenten an und schlagen dem Vermieter anschließend zwei bis drei Leute vor. Auch wir kamen mehrfach in den Recall, hatten aber keinen Erfolg. Dabei wäre es doch so einfach gewesen: 

- "Hier ist der Mietvertrag, lest ihn euch schnell durch. Ihr seid mir sympathisch, ich nehm euch auf der Stelle - unter einer Bedingung: Ihr müsst mir die Kaution jetzt sofort zahlen."
- "In bar?"
- "Ja, sonst habe ich keinerlei Sicherheit, dass ihr euch es nicht morgen wieder anders überlegt."
- "Und wie viel wäre das?"
- "1470 Euro."
- "Äh... haben wir jetzt n i c h t dabei"

Die beiden 18jährigen Mädels, die die Wohnung dann bekommen haben, kamen mit ihren Eltern im Schlepptau. Deren Kreditkarte saß ein wenig lockerer als unsere und der nächste Geldautomat war auch nicht weit entfernt. Und so hagelt es eine Absage nach der anderen. Parallel suchten wir schon WG-Zimmer, sodass jeder doch seines Weges gehen sollte - um dabei mitunter sogar in Konkurrenz um bestimmte Zimmer zu stehen.



Plötzlich wird die Zeit langsam knapp. Fünf Wochen reichen locker für die Wohnungssuche. So dachten wir. Und während einem langsam die Felle davonschwimmen, mussten wir zwangsläufig unsere Optionen erweitern. >Zwischenmiete (aber wohin mit den Möbeln?). >>Möbilierte Zimmer (aber wohin mit den Möbeln?). >>>Unmöbilierte Zimmer zur Zwischenmiete (nach einem Monat schon wieder umziehen?). >>>>Bei alten Männern einziehen, die einen als Reinigungskraft erwerben wollen (aber wohin mit dem Ekel?). Merke: Du hast zwar deine Ansprüche im Keller abgestellt, aber darfst dabei nicht die Nerven verlieren!

Dann stehst du kurz vor der Vertragsunterzeichnung für ein Zimmer, dass du nicht willst, weil es zu klein ist. Du willst die Wohnung nicht, weil die Mitbewohner*innen, die du nur teilweise kennenlernen durftest, noch nie was von Staubsaugern und  Putzmitteln gehört haben. Und du willst in dem Viertel nicht wohnen, weil du dir nicht aller zwei Wochen einen neuen Perso besorgen und deine Kreditkarte sperren möchtest. Dann aber, in just diesem Moment, erhälst du doch noch eine Zusage für ein WG-Zimmer, in dem du dir sehr gut vorstellen könntest zu wohnen. Ist das Glück oder Wahnsinn?

Eine knappe Woche war ich von der Obdachlosigkeit entfernt. Genug Zeit, um meinen Umzug zu planen. Insbesondere weil ich schon vor vier Monaten in weiser Voraussicht meinen ganzen Krempel in Kisten gepackt habe. Fünf Wochen reichen locker für die Wohnungssuche. So dachten wir. Vier Leute wohn(t)en in meiner WG. Zweieinhalb von ihnen sind versorgt. Aber noch ist ja nicht Juni.

8 mai 2013

Am Anfang war das Wasser, Teil 4

Jetzt also doch. Die Feuchtigkeit ist zurück. Oder vielmehr war sie nie weg.  Gehen Sie zurück auf Los und ziehen Sie keine DM 4.000,-- ein.

"Doch auch jeglich pessimistischere Schätzung ließ uns nicht erahnen, dass wir Ende März noch immer an den Nachwehen der feucht-fröhlichen Nacht zehren werden." (Teil 2) Ende März? Wenn ich jetzt in meinen nicht  vorhandenen Kalender schaue, sieht mich des Mai'ens schönstes Lächeln an. Und das Lachen ist fies. 

Was war passiert? Beim Rausreißen des halb verlegten Holzes (Teil 3) schlägt die Wünschelrute des Parkettleger aus. Er findet Wasser. Zumindest misst er Estricht, Querleisten und seine Mutter und stellt fest, dass die Wohnung noch nass ist. Die Trocknungsfirma wird zurückgerufen. Auch diese misst und stellt fest, dass die Wohnung trocken ist. "Für uns ist die Sache erledigt". Und nun wird gestritten. Bis nicht ein unabhängiger Gutachter Recht gesprochen hat, wird natürlich kein neues Holz bestellt (auch wenn das Holz diesmal nicht aus Schweden, sondern aus Österreich geliefert werden soll). Natürlich kommt der Gutachter nicht sofort und spricht Recht, sondern lässt sich Zeit, so ein bis zwei Wochen. Ist klar, schließlich müssen ja erst die Sitzplätze für die Presse ausgelost werden. Und dann nochmal.

In der Zwischenzeit liefern sich die Bewohner der Wohnung (wohnen bitte nicht im klassischen Sinne verstehen) ein heiteres Scharmützel mit dem Wohnungseigentümer, in Auszügen folgend:


- A: Bitte lüften Sie morgens und abends jeweils 10 Minuten stoß, kippen Sie die Fenster tagsüber und schließen Sie diese nachts. 
- B: Okay.
- A: Die Fenster waren heute tagsüber nicht weit offen! 
- B: Ja, wir haben Sie gekippt.
- A: Sie müssen diese den ganzen Tag weit aufmachen. Das habe ich Ihnen bereits das letzte Mal deutlich gemacht. Im Übrigen ist die Wohnung wieder nass geworden, weil Sie nicht richtig gelüftet haben. 
- B: Wir sollten auch das Risiko etwaigen Regens und Sturm beachten. Tagsüber ist keiner in der Wohnung.
- A: Öffnen Sie die Fenster tagsüber. Sonst hat das Konsequenzen. 

- A: Sie haben die Fenster heute trotz Regens weit aufgelassen. 
- B: Ja, tagsüber ist keiner in der Wohnung. Heute morgen schien die Sonne.
- A: Wir haben hier eine Ausnahmesituation. Geben Sie auf mein Eigentum acht. Sonst hat das Konsequenzen.

- A: Sie haben in letzter Zeit nicht geheizt. Das ist der Grund dafür, dass die Wohnung noch nass ist.
- B: Ja, wir hatten 20 Grad im Schatten.
- A: Bitte heizen Sie. Sonst hat das Konsequenzen. 
- B: Ooookay.

- A: Sie hatte heute die Fenster nicht weit offen.
- B: Ja, wir haben geheizt.
- A: Bitte heizen Sie bei offenem Fenster! Sonst hat das Konsequenzen.


Wenn die Fenster offen sind und so ein laues Lüftchen weht, schalten alle unmittelbar in den Wohlfühlmodus. Besonders die Tauben, die uns fortan jeden Morgen besuchen Es sind diesselben Tauben, die wir bereits vom Dachboden verscheucht hatten (Teil 1). Inzwischen kommen die Vögel allerdings nicht mehr zu Besuch. Sie werden vom Lärm der Trocknungsgeräte verscheucht, die seit des Gutachters Spruch wieder in unserer Wohnung stehen und vor sich hinsingen. Der kam nämlich tatsächlich noch. Nur die Presse kam nicht. Der Masterplan des Gutachters, mit dem die Wohnung endlich trocken werden soll, sieht wie folgt aus: 1) Die Trocknungsgeräte laufen. 2) Es wird geheizt. 3) Die Fenster sind offen. Übrigens: bis die Wohnung nicht wieder trocken ist, wird kein neues Holz bestellt. Weder aus Österreich, noch aus Schweden. Ist ja klar.

Die Wochen vergehen. Und dann sitzt du in einem netten Straßencafé, trinkst einen doppelten Espresso gegen die Müdigkeit, denn an durchschlafen ist schon lange nicht mehr zu denken. Du willst dich mit deinen Leidensgenossen beraten, wie es nun weitergehen soll. Doch die Entscheidung ist schon längst gefallen. Klappe zu, Affe tot. Warum erst jetzt nach fünf langen Monaten? Nunja - hinterher ist man immer schlauer. Trotzdem hätte es nicht so enden dürfen.


Demnächst: "Wie man in Frankfurt eine Wohnung findet, Part III." Das hatten wir doch schonmal: Part I & Part II. Hat sehr viel Spaß gemacht.