9 avril 2014

Dragoslav schlägt Kool and the Gang, oder: Wie ich einmal ein Pferderennen besuchte

Hier also ein weiteres Beispiel aus der Reihe "Ich geh ja jetzt stark auf die 30 zu". Tanzen gehen und die Nacht durchmachen war gestern, heute heißt es Pferderennen.

Neulich hab ich von dieser Bürgerinitiative gehört, die sich für den Erhalt der Frankfurter Pferderennbahn einsetzt. Aha, dachte ich, es gibt also eine Rennbahn in Frankfurt. Gut zu wissen. Oder? Warum auch immer Bürgerinitiativen so oft auf die abstruse Idee kommen, sich "Pro Irgendwas" zu nennen, beispielsweise wie diese rassistische Bewegung "Pro NRW", die ja letztendlich immer nur gegen etwas sind, in dem Fall also gegen Ausländer, ist freilich eine andere Frage. Zum Saisonauftakt im Jubiläumsjahr des Frankfurter Renn-Klubs e.V. durfte ich also nicht fehlen und machte mich auf den mühsamen Weg ins ferne Niederrad. 

Wie immer wenn man etwas zum ersten Mal macht, geht es entweder schief oder ist schnell vorbei. Aber lassen wir das. Völlig jungfräulich zahlten wir also den (zum Glück ermäßigten) Eintritt, bekamen ein Programmheft und irrten sodann völlig ziellos auf dem Gelände rum. Der Reiz des Pferderennens liegt natürlich nicht darin, dass ein bestimmtes Pferd, von dem man Fan ist, gewinnt, sondern jenes, auf das man gesetzt hat. Also etwas so, als würde man immer hoffen, dass der FC Bayern gewinnt, nur weil es wahrscheinlich ist. Das erste Rennen schauten wir uns als neutrale Zuschauer an und siehe da: es gewann das favorisierte Pferd. Ist ja einfach, dachten wir. 

schöne Pferde, schöne Skyline

Beim zweiten Rennen wollten wir also das große Geld machen und setzten e i n e n Euro auf das favorisierte Pferd und siehe da: es wurde nicht mal fünfter. Vielleicht sollte man sich vorher doch mal mit den Regeln beschäftigen oder damit wie man den Wettschein ausfüllt... Es gibt mehrere Wettformen mit unterschiedlichen Logiken, verriet Wikipedia. Je wahrscheinlicher die Gewinnchance, desto geringer fällt auch der erwartbare Gewinn aus. Als Anfänger trauten wir uns jedoch über die beiden Typen "Sieg" (also ein bestimmtes Pferd gewinnt) und "Platz-Zwilling" (zwei Pferde kommen unter die ersten drei Plätze) nicht hinaus. Nach einigen sieglosen Runden gewann ich doch tatsächlich bei einem Euro Einsatz 1,70€. Immerhin ein Anfang. 

Schon bald spürten wir die Sucht in uns größer werden. In fünfzig Prozent der Rennen gewann das Pferd mit der besten Quote (also Sieg wahrscheinlich, Gewinn gering). Darauf konnte man sich folglich nicht verlassen. Neben den Quoten sowie den Prognosen einzelner lokaler Zeitungen konnte man sich vor den Rennen von den Pferden selbst ein Bild machen. Im sogenannten Führring kann man sich Pferd und Reiter anschauen und muss dabei völlig überzeugende Argumente abliefern wie "Das Fell sieht gut aus!", "Auf Sand kommt er besser zurecht" oder "Guter Arsch" So taten es zumindest unsere Nebenmänner und -frauen. Oder man lässt sich einfach von den wunderbaren Namen beeinflussen, hier meine persönliche Top 5:

5. Ambizioso
4. Pleasantpathfinder
3. Earl of Heinz
2. Queenoftheprairie
1. Kool and the Gang

Und dann weißt du es auf einmal. Du sieht dieses Pferd, es sieht so elegant aus ("guter Arsch"), du verliebst dich, es kackt dir vor die Füße und du spürst: Dragoslav wird gewinnen. Du setzt alles auf Sieg (1 Euro), gehst auf die Tribüne, die Pferde galoppieren an dir vorbei, Dragoslav liegt hinten, Enttäuschung macht sich breit, doch dann: Aus. Aus. Aus. Das Rennen ist aus. Dragoslav gewinnt. Mit breiter Brust galoppierst du zum Schalter und holst dir deine 7,60€ ab (auf Dragoslav hatten nicht allzu viele Leute gesetzt).

Fazination Pferderennen. So wichtig wie die meisten Zuschauer sahen wir natürlich nicht aus. Schließlich gehen wir ja auch nicht auf den Golfplatz. Aber sei's drum, ich habe 7,60€ gewonnen. Bei siebenmaligen Einsatz von einem Euro hab ich also Gewinn gemacht. Beim nächsten Mal werden wir sicherlich viel professioneller und kaltschnäuziger rangehen und unglaublich reich werden. Hüh.