10 septembre 2012

Die Lesebühne ihres Vertrauens

Wenn eines fehlt in Frankfurt, dann sind es kleine, witzige Events à la "Riskier dein Bier!", Poetry Slam oder Impro-Theater neben der freilich finanziell und inhaltlich wunderbar ausgestatteten  Hochkultur. Das dachte ich zumindest bis gestern, bevor ich die "Lesebühne ihres Vertrauens" entdeckte. 

"Wir machen kein Theater, verstellen uns nicht, das hier ist kein Wettbewerb. Wir lesen einfach nur Texte und singen Lieder." Mit diesem nur auf den ersten Blick banalen Satz eröffneten die Gastgeber den Abend. Und tatsächlich: hier ging es einmal nicht um Wettbewerb und Ausscheiden, sondern einfach nur um den Genuss, den Slamern beim Vorlesen ihrer selbstgeschriebenen Texte zuzuhören. 

Die Lesebühne ihres Vertrauens
Jeden zweiten Sonntag im Monat veranstalten Tilman Birr, Lisa Danulat, Elis und Severin Groebner die Lesebühne im Frankfurter Ponyhof. Zwar waren diesmal nur Tilman und Severin anwesend (nach spontaner, nicht repräsentativer Umfrage soll wohl Elis besonders gut sein, da er die "Portion Wahnsinn" mit bringt), die vermeintliche Lücke füllten sie jedoch mit den zwei überragenden Gästen Andreas Weber und André Herrmann.

Seit spätestens 2011 muss man sich nun nicht mehr nur in der Leipziger Poetry-Slam-Szene auskennen, um André Herrmann zu kennen. Gemeinsam mit seinem "Team totale Zerstörung" gewann er letztes Jahr die Slam-Meisterschaft in Hamburg. Beste Erkenntnis des Abends, in der sich die eine oder der andere bestens wiedererkennen dürfte, ist folgender Satz aus Andrés Geschichte über das alljährliche Ehemaligen-Treffen am 3. Weihnachtsfeiertag in einer sachsen-anhaltinischen Kleinstadt: "Da ich weder besonders gut im Zukunftspläne schmieden noch sonderlich spontan bin, bleibt wohl nur ein Überleben in der Faultierwelt".

Musikalisch nicht gaaanz sauber, humorvoll, grandios. Das alles ist die Lesebühne. Was lernen wir? In L.A. ist nur das Wetter gut (Tilman). Österreicher sind im Ausland so beliebt, weil sie sowieso für Deutsche gehalten werden, wenn sie sich daneben benehmen (Severin). Auch mit vierzig ist man noch ein Kind und soll sich ordentlich anziehen auf Familienfeiern (Andreas). Sabine muss weg (André). 

Die nächste Lesebühne kommt bestimmt. Und ich bin dabei.