23 janvier 2013

Bibliothek 2.0 - Schein oder nicht Schein: Ist das noch die Frage?

Zum Studieren gehört das stundenlange Sitzen in Bibliotheken. Bücher lesen, Hausarbeiten schreiben, anstehende Klausuren vorbereiten sind einige der naheliegende Aktivitäten. Nicht so im 21. Jahrhundert.

In vielerlei Hinsicht unterscheiden sich Frankfurt und Leipzig voneinander. Eine Sache haben sie jedoch mindestens gemeinsam: die Tradition als Buch- und Verlagsstadt, die alljährliche Buchmesse und die Deutsche Nationalbibliothek.

Standort Leipzig, Quelle: DNB

Aus aktuellem Anlass verbringte ich momentan viel Zeit in der Nationalbibliothek. Freilich nicht so schön, erinnert sie mich vom Ambiente jedoch ein wenig an die Albertina: ruhige, angenehme Arbeitsatmosphäre, die Besucher kommen mit klarem Ziel, alle sind sehr konzentriert und interessieren sich nur für sich selbst und sehr wenig für die Person, die einem gegenüber sitzt (nicht hunderprozentig der Wahrheit entsprechend;). Alles in allem ein sehr motivierendes Umfeld. 

Standort Frankfurt, Quelle: DNB
Auch die Leipziger Campus-Bibliothek hat ein Pendant. Auf dem neuen Uni-Campus im Frankfurter Stadtteil Westend findet sich die Bibliothek der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Hier geht es nicht darum zu lernen, zu studieren oder gar ein Buch zu lesen. Der Schein trügt - auch wenn hier jeder irgendein Script, die Vorlesungsnotizen oder den Schönfelder vor sich stehen hat. 

In erster Linie geht es hier ganz klar ums Sehen und Gesehen werden, es wird viel gelacht, laut geredet. Auch Spotted erfreut sich ansteigender Beliebtheit, 90 Prozent der Posts werden vermutlich hier verfasst. Aufgrund der anstehenden Prüfungsphase fühlen sich jede Woche mehr Menschen bemüßigt, den Schein zu wahren. Die Wege gleichen Laufstegen. Man selbst fühlt sich permanent under dressed und zunehmend fehl am Platz.

Vielleicht bin ich spießig, aber: das nervt in einer Bibliothek. Ich will hier nicht die neueste Folge von "Grey's Anatomy" verfolgen müssen (woanders eigentlich auch nicht;), nicht hören, wie Davids letzter Abend im "Gibson" verlief und auch nicht riechen, wenn die Fingernägel von gegenüber nochmal schnell nachlakiert werden. 

Bis heute habe ich keine Antwort auf die Frage gefunden, warum das alles in einer Bibliothek geschehen muss. Ja, ich bin spießig: Ich will hier meine Ruhe. Ist das zu viel verlangt? Übrigens: Die neue Primark-Filiale auf der Zeil eröffnet am 14. Februar. Zum Valentinstag. Endlich weiß ich Bescheid. Back to work.


16 janvier 2013

Am Anfang war das Wasser, Teil 1

Tiefschlaf. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Die Tür wird aufgerissen. Du erwachst. Und in deiner Wohnung steht drei Zentimeter hoch Wasser. Kein Traum. Sondern die nackte Realität.

Kurz vor Weihnachten also ein besonderes Geschenk. Ein Wasserschaden ist so ein Ereignis aus der Kategorie „passiert-immer-nur-den-anderen-aber-garantiert-nicht-einem-selbst“. Und dann passiert er doch. Roboterartig versucht man das Richtige zu tun und ist dabei doch vollkommen überfordert. Groteske Szenerien spielen sich ab: Die Feuerwehr steht auf dem Schlauch. Die „Unter-Nachbarn“ sind im Urlaub, auch noch auf einem anderen Kontinent. Die Polizei darf die Tür aufbrechen, jedoch nur um zu schauen, ob Gefahr im Verzug ist. Dass der Laptop im Regen steht, darf vorerst keinen interessieren. Plötzlich steht ein Krankenwagen vor dem Haus. Ist der nicht mehr ganz so jungen Nachbarin vor Aufregung etwas passiert? Nein, sie ist nur ausgerutscht und hingefallen.  Alles halb so wild, „denn es ist niemand erschossen worden wie in diesem Amerika“ (Zitat, nicht mehr ganz so junge Nachbarin). Das Treppenhaus gleicht den Niagarafällen. Zwei Tauben kacken den Dachboden voll. Aber das passiert ja immer nur den anderen und garantiert nicht einem selbst. „Ihr werdet alle sterben“ (Zitat, Einsatzleiter Feuerwehr).

Und so läuft man nach drei Stunden Schlaf und heller Aufregung noch eine Weile wie ein Zombie herum. Jeder reagiert anderes auf die Situation – wobei: Geteiltes Leid ist doch halbes Leid. Stimmt das? Welche Versicherung greift hier? Sind wir überhaupt versichert? Wer hat Schuld? Dann kommen die Trockenmaschinen. Sie müssen einmal pro Tag geleert werden und machen das folgende dezente Geräusch „WWWHHHH&&&&&&&%%%%%%%“ (Zitat, Trockenmaschine). Einmal pro Tag geleert werden... War da nicht Weihnachten? Egal. Bis ins neue Jahr ist wieder alles gut.
 
„WWWHHHH&&&&&&&%%%%%%%“
. Das neue Jahr beginnt. Plötzlich gleicht das Holzparkett, das doch von allen Seiten so gelobt wird, einem mittelhohen Gebirge. „Ihr könnt ja eine Murmelbahn daraus bauen“ (Zitat, Gutachterin Versicherung). Das Parkett in der gesamten Wohnung muss raus, anschließend der Boden drei Wochen lang austrocknen. Und das geht nur, wenn sich nichts mehr in der Wohnung befindet: keine Möbel, keine „Klamoden“ (Zitat, Mitbewohnerin), keine Menschen. Unter dem Parkett kommt eine erdeähnliche Substanz zum Vorschein. Wahrscheinlich Erde. Frohes neues Jahr!

Übrigens: neu tapeziert werden muss auch. „Wir haben Spaß am zerstören" (Zitat, Bauarbeiter). Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Immerhin wird somit mal general-aufgeräumt. Und am Ende sieht es bestimmt besser aus als vorher. Mal abgesehen von der weißen Raufasertapete, welche die alte, hässliche, wunderschöne Tapete ersetzen wird. Leider verschwindet so auch der Charme des Unfertigen, der doch von allen Seiten so gelobt wird. Aber alles halb so wild, „denn es ist niemand erschossen worden wie in diesem Amerika“ (Zitat, nicht mehr ganz so junge Nachbarin)

Dann sitzt man also in dieser gar nicht so wilden Misere und sucht ein Obdach. Drei Tage raus (die optimistische Schätzung). Doch bevor man überhaupt jemanden fragen kann, hat man schon vier, fünf Schlafplätze angeboten bekommen. Frei von jeglichem Sarkasmus, frei von Verbitterung oder Humor ist das nun wirklich ein sehr gutes Gefühl! „Danke!" (Zitat, ich)


Fortsetzungen: Teil 2, Teil 3, Teil 4.