22 février 2011

Monster, Mythos, Medium

"Wie war Hitler möglich? Wie konnten Hitler und der Nationalsozialismus, die für Krieg, Verbrechen und Völkermord verantwortlich waren, bis zum Schluss auf eine breite Akzeptanz in Deutschland bauen? Warum waren viele Deutsche bereit, ihr Handeln auf den »Führer« auszurichten und somit die NS-Diktatur aktiv zu unterstützen?" Eine Sonderausstellung des Deutschen Historischen Museums sucht nach Antworten - und das nur noch bis zum 27. Februar 2011.


Die Ausstellung ist die bislang erste, die sich explizit mit der Person Hitlers und den Beziehungen und Anziehungen Hitler/deutsche Bevölkerung auseinandersetzt. Überhaupt ist sie erst die zweite Ausstellung, die den Namen Hitlers im Titel trägt - aus Angst, die falschen Leute anzuziehen. Diese Angst blieb unbestätigt. Die Ausstellung besuchten bislang über 250.000 Menschen.

Quelle: Tagesspiegel/Foto: dpa


Quelle; Foto: dpa
Quelle; Foto: Sebastian Ahlers
Die Person Hitlers und die Faszination der Menschen zu ihm stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. In der Tat gewinnt man interessante Einblicke in Hitlers Jugend und seine Zeit als Soldat, in die Entstehung der NSDAP und das Um-sich-Scharen der späteren Führungsclique um Goebbels, Himmler, Röhm etc. Die biographische Annäherung liefert allerdings nur bedingt Erklärungen, wie die Figur "Hitler" aus seinem unscheinbaren, erfolgslosen jüngeren Ich wurde. Die Psychologie der Faszination wird versucht, über die umfangreichen Propagandainstrumentarien darzulegen - so bspw. das kollektive Sammeln fürs Winterhilfswerk, die KdF, die "Volksgemeinschaft", der Führerkult usw. Deutlich wird die ideologische Vereinnahmung der Gesellschaft v.a. durch Installationen, die die propagierte Wirklichkeit der (Opfer-)Realität gegenüberstellen. Interessant ist auch die Darstellung des Führerstaates. Im hyperbürokratischen Staatsapparat waren die Zuständigkeiten so zerfallen, dass die jeweils Verantwortlichen nur noch um die bestmögliche Ausführung des "Führerwillens" wetteiferten bzw. ihre Interpretation davon.

Quelle; Foto: Haus der Geschichte
Die Ausstellung spielt mit der Faszination, die Hitler auslöst (e) - und das bis heute. Im letzten Trakt wird die Auseinandersetzung mit Hitler nach 1945 dargelegt: So gab es fast kein Jahr, indem Hitler nicht Titelthema des Magazin SPIEGEL war. Auch zahlreiche satirische Abhandlungen werden gezeigt, wie Chaplins Film "Der große Diktator". Insgesamt bleiben die Ausgangsfragen jedoch weiterhin unbeantwortet, vielleicht werden sie uns immer ein Rätsel bleiben. Die Person Hitlers geht im Laufe der Ausstellung etwas verloren, dafür erhält man wieder mal einen guten Überblick über die NS-Geschichte. Wirklich neu ist also nichts (wie auch?) - die Ausstellung lohnt sich dennoch allemal. Bis zum 27. Februar ist sie noch geöffnet, wer sie besuchen will, sollte sich also beeilen!

Webauftritt der Ausstellung.