16 janvier 2013

Am Anfang war das Wasser, Teil 1

Tiefschlaf. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Die Tür wird aufgerissen. Du erwachst. Und in deiner Wohnung steht drei Zentimeter hoch Wasser. Kein Traum. Sondern die nackte Realität.

Kurz vor Weihnachten also ein besonderes Geschenk. Ein Wasserschaden ist so ein Ereignis aus der Kategorie „passiert-immer-nur-den-anderen-aber-garantiert-nicht-einem-selbst“. Und dann passiert er doch. Roboterartig versucht man das Richtige zu tun und ist dabei doch vollkommen überfordert. Groteske Szenerien spielen sich ab: Die Feuerwehr steht auf dem Schlauch. Die „Unter-Nachbarn“ sind im Urlaub, auch noch auf einem anderen Kontinent. Die Polizei darf die Tür aufbrechen, jedoch nur um zu schauen, ob Gefahr im Verzug ist. Dass der Laptop im Regen steht, darf vorerst keinen interessieren. Plötzlich steht ein Krankenwagen vor dem Haus. Ist der nicht mehr ganz so jungen Nachbarin vor Aufregung etwas passiert? Nein, sie ist nur ausgerutscht und hingefallen.  Alles halb so wild, „denn es ist niemand erschossen worden wie in diesem Amerika“ (Zitat, nicht mehr ganz so junge Nachbarin). Das Treppenhaus gleicht den Niagarafällen. Zwei Tauben kacken den Dachboden voll. Aber das passiert ja immer nur den anderen und garantiert nicht einem selbst. „Ihr werdet alle sterben“ (Zitat, Einsatzleiter Feuerwehr).

Und so läuft man nach drei Stunden Schlaf und heller Aufregung noch eine Weile wie ein Zombie herum. Jeder reagiert anderes auf die Situation – wobei: Geteiltes Leid ist doch halbes Leid. Stimmt das? Welche Versicherung greift hier? Sind wir überhaupt versichert? Wer hat Schuld? Dann kommen die Trockenmaschinen. Sie müssen einmal pro Tag geleert werden und machen das folgende dezente Geräusch „WWWHHHH&&&&&&&%%%%%%%“ (Zitat, Trockenmaschine). Einmal pro Tag geleert werden... War da nicht Weihnachten? Egal. Bis ins neue Jahr ist wieder alles gut.
 
„WWWHHHH&&&&&&&%%%%%%%“
. Das neue Jahr beginnt. Plötzlich gleicht das Holzparkett, das doch von allen Seiten so gelobt wird, einem mittelhohen Gebirge. „Ihr könnt ja eine Murmelbahn daraus bauen“ (Zitat, Gutachterin Versicherung). Das Parkett in der gesamten Wohnung muss raus, anschließend der Boden drei Wochen lang austrocknen. Und das geht nur, wenn sich nichts mehr in der Wohnung befindet: keine Möbel, keine „Klamoden“ (Zitat, Mitbewohnerin), keine Menschen. Unter dem Parkett kommt eine erdeähnliche Substanz zum Vorschein. Wahrscheinlich Erde. Frohes neues Jahr!

Übrigens: neu tapeziert werden muss auch. „Wir haben Spaß am zerstören" (Zitat, Bauarbeiter). Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Immerhin wird somit mal general-aufgeräumt. Und am Ende sieht es bestimmt besser aus als vorher. Mal abgesehen von der weißen Raufasertapete, welche die alte, hässliche, wunderschöne Tapete ersetzen wird. Leider verschwindet so auch der Charme des Unfertigen, der doch von allen Seiten so gelobt wird. Aber alles halb so wild, „denn es ist niemand erschossen worden wie in diesem Amerika“ (Zitat, nicht mehr ganz so junge Nachbarin)

Dann sitzt man also in dieser gar nicht so wilden Misere und sucht ein Obdach. Drei Tage raus (die optimistische Schätzung). Doch bevor man überhaupt jemanden fragen kann, hat man schon vier, fünf Schlafplätze angeboten bekommen. Frei von jeglichem Sarkasmus, frei von Verbitterung oder Humor ist das nun wirklich ein sehr gutes Gefühl! „Danke!" (Zitat, ich)


Fortsetzungen: Teil 2, Teil 3, Teil 4.


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