4 mars 2012

Kairo, die Dritte: Mobilität und Infrastruktur

Ordnung, in das Chaos der Eindrücke zu bringen - das sollte das Ziel der losen Serie über Kairo sein. Wenn es heute um Mobilität und Infrastruktur in Kairo geht, steht im Grunde eher Chaos als Ordnung im Vordergrund.*

Autos sind das erste, was man in Kairo wahrnimmt. Warum? Nicht nur weil sie so zahlreich sind, sondern weil man sie mit (fast) allen Sinnen erlebt.  Solange der Motor noch anspringt, fährt in Kairo so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Den deutschen TÜV hätte dabei ein Großteil der Autos vermutlich schon vor zehn Jahren nicht überstanden. Ergebnis ist nur auf den ersten Blick die schiere Überlastung sämtlicher Straßen, denn: Wer will, kommt an.

Tahrir Square: Autos statt Protest
 Als Fußgänger kommt man hingegen nur mit hoher Aufmerksamkeit, einem ordentlichen Schuss Dreistigkeit und dem puren Überlebenswillen von A nach B oder aber auch einfach nur über die Straße. Frei nach dem Motto: „Hörst du mich Gefahr, ich lach dir ins Gesicht.“ Insofern ist die größte Bedrohung in Kairo nicht etwa Kriminalität, Militär oder Nachwehen der Revolution (das sowieso nicht), sondern vielmehr die, vom Auto überfahren zu werden.

Überhören kann man den Verkehr auch nicht. Hupen wird in Kairo sehr vielfältig eingesetzt. Vom gegenseitigen Grüßen über „Hey, hier fahre ich“ bis zum Ausleben der eigenen Aggression lässt sich vermutlich alles hineininterpretieren in das stets gleichklingende Hupgeräusch. Lustig wird es, wenn die zehn sich gegenseitigen blockierenden Autofahrer alle gleichzeitig anfangen zu hupen. Irgendwann gewöhnt man sich dran.
Alltägliches in Kairo

Zwar lässt sich zwischen den Fahrzeugen auch das ein oder andere Oldtimer-Schmuckstück entdecken. Überwiegend macht sich das Alter der Autos jedoch anderweitig bemerkbar: Es stinkt! Der Smog über Kairo kommt sicherlich nicht allein vom Verkehr, doch trägt dieser einen großen Teil dazu bei. Im Taxi sitzend hat man mitunter das Gefühl, der Auspuff ende direkt  unter dem Rücksitz. 

Taxis. Neben dem eher schlecht ausgebauten U-Bahnnetz und dem von mir unverstandenen Bussystem sind Taxis die einzige Möglichkeit, weitere Strecken zurückzulegen. An jeder Straßenecke  braucht man maximal eine Minute warten, bis ein Taxi vorbeikommt. Ständig wird versucht, einen über den Tisch zu ziehen. Aber wer würde das nicht machen? Überraschender ist, dass der Taxifahrer an sich (ich vereinfache geringfügig!)  keine Straßenkarten lesen kann. Auch die Wegbeschreibung auf Arabisch hilft nur bedingt weiter. Wenn der Taxifahrer den Ort (scheinbar) zielstrebig anfährt, lohnt es sich, noch zwei bis drei Mal nachzufragen, ob er verstanden hat, wohin man möchte. Ein Argument spricht jedoch auf jeden Fall für das Taxifahren: der kleine Preis.


Die Beschreibung des Kairoer Verkehrs klingt negativer als gewollt. All die beschriebenen Eindrücke sind jedoch in jeglicher Hinsicht wertvoll. Sei es die Betrachtung des Straßenverkehrs, der in Kairo funktioniert ohne überbordende Regeln. Oder Reflexionen zum Klimaschutz, der hier an ganz anderer Stelle ansetzen müsste, als die deutsche Perspektive vermuten würde.

To be continued.

* Erstveröffentlichung auf renardteipelke.blogspot.com  

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