19 juillet 2011

Potter, liberal

Parteien auf der Leinwand: Was wir im Kino über SPD und FDP lernen

Am Freitagabend saßen wir, als hätten wir nichts schöneres zu tun, in einem Berliner Kino und schauten uns "18 Monate unter Genossen an", eine Dokumentation aus dem Innenleben der SPD. Der Film ist eine ganz wunderbare Momentaufnahme über den Zustand der ältesten deutschen Partei. Er hat genauso wenig zu erzählen wie diese momentan selbst. Unter Politikern hinterherlatschenden Cineastendarstellern sagt man auch: Es fehlt das Narrativ, dem Film wie den Sozen.

Umso größer ist unsere Freude darüber, dass diese Woche endlich die Harry Potter-Adaption Philipp Rösler und die Heiligtümer des Todes, Teil 2, anläuft. Im ersten Teil hatte Ihr-wisst-schon-wer seine Macht verloren, seien verfluchten Vorsitz niedergelegt und - anstatt umgehend durch das Verschwindekabinett zu disapparieren - seine Seele in insgesamt sieben Horkruxe ausgelagert, um sein politisches Ableben hinauszuzögern, darunter das Auswärtige Amt, die Schlange Kubicki und Philipp Rösler selbst. Beim Versuch, die übrigen Horkruxe zu zerstören, fällt Philipp Rösler in Teil 2 in ein Fass Vielsaft-Trank und hört sich nun an wie Ihr-wisst-schon-wer in der Kammer des Schreckes, der schwarz-gelben Koalition: "Ich will ein niedrigeres, einfacheres und gerechteres Steuersystem." Traurig, traurig. Da macht sich der Halbblutprinz auf die Suche nach dem Stein der Weisen - und hat noch nicht mal ein eigenes Narrativ dabei! Die Liberalen, so lernen wir daraus, sind halt kein Orden des Phönix. Die FDP ist ihr ihr eigener Todesser.

(gefunden in DIE ZEIT, leider nicht online abrufbar)

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